Hintergrund

Der Blick zurück
Belgien: Lieber Second Hand und Reparieren

Bereits im Jahr 2015 beschloss die flämische Regionalregierung, jeder Bürger müsse in Zukunft pro Jahr fünf Kilo gebrauchte Ware kaufen. Damit dieses Ziel erreicht wird, werden in Flandern Second-Hand-Läden staatlich gefördert. Ein Bericht aus dem Nachbarland:

„In angenehmer Lautstärke dudelt Popmusik aus den Lautsprechern. Sie ist der passende Begleiter beim Schlendern durch den 3000-Quadratmeter großen Gebrauchtwaren-Handel. Er heißt „De Kringwinkel“, liegt in Hasselt im Osten Belgiens. Er ist einer von rund 125 in ganz Flandern.“

Mehr  →    https://www.deutschlandfunkkultur.de/ende-des-wachstums-in-belgien-lieber-second-hand-und.979.de.html?dram:article_id=435154


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Daten&Fakten
Fairer Handel in Deutschland wächst

Im Geschäftsjahr 2018 wurden in Deutschland 1,7 Milliarden Euro mit Produkten aus Fairem Handel umgesetzt. Dies entspricht einer Steigerung von 15 % im Vergleich zu 2017. Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich der Umsatz im Fairen Handel mehr als verdoppelt. Im Durchschnitt gaben die Verbraucher*innen in Deutschland pro Kopf 20,50 Euro für faire Lebensmittel und Handwerksprodukte aus. Zahlen und Fakten zum Geschäftsjahr 2019 werden im September 2020 veröffentlicht.

Mehr  →   https://www.forum-fairer-handel.de/fairer-handel/zahlen-fakten/


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Nachhaltigkeit
Echter Genuss

Die Karriere von Starkoch Franz Keller begann in Köln, dann wechselte er nach Paris. Schließlich verabschiedete er sich vom „Sterne-Zirkus“ und entschied sich für eine Kochkunst unter dem Motto „Vom Einfachsten nur das Beste“. Jetzt hat er bei vielen Gesprächen festgestellt: Die Bevölkerung ist bereit für eine Agrar- und Lebensmittelwende, doch politische Initiativen, die in diese Richtung zielen, werden in Deutschland wie in der EU nicht nur von starken Lobbys ausgebremst. In seinem neuen Buch „Ab in die Küche“ diskutiert er, wie wir die Kontrolle über unsere Ernährung zurückerobern könnten. Ein Auszug.

/Link auf der Seite/

„Mal als Gedankenspiel: Wir könnten doch beispielsweise beschließen, dass wir in Deutschland den Ausstieg aus der Massenqualtierhaltung angehen. Dazu könnten doch die teuren Berater und klugen Mitarbeiter im Landwirtschaftsministerium mal einen Plan ausarbeiten. Wie und in welchem Zeitrahmen lässt sich dies konkret umsetzen? Kommen dann wieder alle Rinder zurück auf die Weide? Wie viele Tiere können wir art- und tiergerecht – und das gilt auch für Schweine – angemessen auf diese Weise noch produzieren und wie viel Fleisch müssen wir überhaupt produzieren, wenn wir uns dabei nur auf den heimischen Markt konzentrieren? Was sind genau die Qualitätskriterien, die wir für richtig halten, und wie sehen dann die idealen Betriebsgrößen und Haltebedingungen aus? Das wird mal ordentlich durchgerechnet und dann kostet das Schweinefleisch in geprüfter und zertifizierter Tierwohl- und Bio-Qualität eben nicht mehr 2,40 Euro pro Kilo, sondern 5,80 Euro oder auch mehr. Ich bin mir sicher, dass ein solcher Preis funktioniert und angenommen wird.

Es wäre doch spannend, auf diese oder ähnliche Weise mal die unterschiedlichen Optionen und Modelle durchzuspielen. Sind diese Ziele dann definiert, können wir loslegen und die rund sechs Milliarden, die jedes Jahr aus Brüssel an unsere Bauern fließen, könnten sinnvoll in diesen Strukturwandel investiert werden.“ Mehr….

https://www.westendverlag.de/kommentare/mit-lust-am-echten-genuss-erreichen-wir-mehr-als-mit-ess-und-denkverboten/

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SSM-Secondhand

Fundstücke (1)
Zum Kochen schön

Manchmal finden sich in der Secondhand-Ware vor Ort wahre Schätzchen, die es zu würdigen gilt. Z.B. das „Allgemeine illustrierte Kochbuch für die deutsche Küche. Von deutschen Hausfrauen unter Mitwirkung der Autoritäten der Koch- und Backkunst“. Es stammt aus dem Jahre 1904 und wurde laut beiliegender Quittung einmal für 160 DM erworben. Dazu finden sich zwischen den Buchseiten weitere Belege: einmal eine Postkarte „An das Kaiserliche Postamt (unfrankiert in den nächsten Briefkasten werfen)“, um den „Welt=Telegraph. Westdeutsche Illustrierte Zeitung (wöchentlich einmal erscheinend)“ zu bestellen, dazu ein Kassenbeleg der GALERIA_Kaufhof vom 13.10.09 über 16,40 Euro und eine undatierte Notiz, die unter der rätselhaften Überschrift „Bocuse 29.09. Zwiebelns“ ein unleserliches Kochrezept ausführt. Im Buch selbst findet sich neben den Rezepten (ganz aktuell: „Äpfel und Birnen als Gemüse zubereitet“) eine Vielzahl von Anzeigen damaliger örtlicher Unternehmen. Z.B. vom „Spezialhaus für Tapeten. Gust. Carl Lehmann“ am Hohenzollernring 48. Oder der „Römer-Drogerie“ in der Breite Str. 175. In der Schlussbemerkung wird notiert: „Die Hauptsache bei der Zubereitung aller Speisen ist die größte Sauberkeit und Aufmerksamkeit.“

Fundstücke (2)
Das Truppenkochbuch

Noch einmal zum Thema Kochen: kaum zu glauben, aber 1973 kam ein Taschenbuch mit dem Titel „So kocht man in der Bundeswehr. So essen unsere Soldaten – Gesunde Hausmannskost zum Nachkochen“ auf den Markt. Und keine Sorge: zur Beruhigung vermerkten die Herausgeber: „Der Magenfahrplan der Bundeswehr stimmt, weil Ärzte, Ernährungswissenschaftler und die Soldaten selbst, über Kalorien und Vitamine wachen. Unsere Rezeptauswahl sollte von den Müttern und Frauen unserer Soldaten ausprobiert werden, damit sie sich am häuslichen Herd selbst überzeugen können, dass Männer und Söhne bei den Köchen der Bundeswehr gut aufgehoben sind.“ Das tröstet doch auch in heutigen Corona-Zeiten ….

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Kulturelles&Kurioses

Secondhand Rose –nur ein Song?

Was tun, wenn einem nur Dinge aus zweiter Hand zur Verfügung stehen? Eine kleine Zeitreise ins Heute

Am Anfang steht ein Song aus vergangenen Tagen. Seine Premiere feierte „Second Hand Rose“ schon 1921. Er war Teil des Programms der Ziegfeld Follies = https://de.wikipedia.org/wiki/Ziegfeld_Follies , einer Life-Show, die bis in die 1950er Jahre prägend für das Entertainment in New York und anderswo war. Vorgetragen wurde er von Fanny Brice = https://de.wikipedia.org/wiki/Fanny_Brice, einem Star des Ensembles. Auch in ihrem ersten Tonfilm My Man (1928) klagte sie komödiantisch ironisch „mit bittersüßem, jiddischen Akzent“ – so eine Kritik – über ihren Vater, der zu ihrem Leidwesen strikt auf Gebrauchtes setzte:

Father has a business strictly second hand
Everything from toothpicks to a baby-grand
Stuff in our apartment came from father’s store
Even clothes I’m wearing someone wore before
It’s no wonder that I feel abused
I never get a thing that ain’t been used

I’m wearing second hand hats
Second hand clothes
That’s why they call me
Second hand Rose
Even our piano in the parlor
Daddy bought for ten cents on the dollar
Second hand pearls
I’m wearing second hand curls

I never get a…

Obwohl dem Song schon damals ein gewisses Potential bescheinigt wurde, geriet er in Vergessenheit. Aber dann wurde er in den 1960ern von und mit Barbra Streisand wiederentdeckt. Erst auf der Bühne, dann im Film verkörperte Barbra Fanny Brice. In ihrem Oscar-prämierten Filmmusical = „Funny Girl“ = https://de.wikipedia.org/wiki/Funny_Girl_(Film) war „Second Hand Rose“ einer der Highlights = https://www.youtube.com/watch?v=lCtrcAp3TEY&list=RDlCtrcAp3TEY&start_radio=1 .

Es gibt auch einige deutschsprachige Versionen des Songs, doch darüber decken wir lieber den Mantel des Schweigens.

Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Eine Klage über strictly second hand mag heute noch kaum eine anstimmen. Secondhand kennt doch jede(r)! Aber waren schon alle secondhand-shoppen? Da können wir mit Tipps aushelfen – schließlich gibt es das Internet und seine unbegrenzten Möglichkeiten. Aus der Fülle hier nur zwei Hinweise: einmal „Second Hand für Anfänger“ = https://www.youtube.com/watch?v=mB87yHdZSHU&t=32s – hier ist klar: „Die Mischung aus Fair Fashion und Second Hand (Vintage) Klamotten macht’s unserer Meinung nach.“ Und auch wenn frau sich ganz individuell gestalten will und auf Unikate = https://www.youtube.com/watch?v=Po98lup0eXc aus ist, ist Gebrauchtes nicht zu verachten. Keine persönlichen Grenzen mehr. Denn: „Second-hand Kleidung ist schon längst nicht mehr out. Das Geschäft mit der Ware aus zweiter Hand boomt. Internetportale ermöglichen den Benutzern ihre Kleidung zu verkaufen und neue zu erstehen. Aber auch der Blick in einen Secondhand Shop lohnt sich, denn hier verbirgt sich der ein oder andere Schatz.“