Informationen zu Secondhand, Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Konsumgesellschaft von heute & morgen

Intro

Secondhand ist mehr …

Secondhand ist „in“ oder wie es eine Marketingagentur formuliert hat: „Der Megatrend Neo-Ökologie macht auch vor dem Retail nicht Halt: Der Wiederverkauf von Produkten eröffnet dem Handel neue Chancen.“ Eine andere Marketing-Studie kommt zu dem Ergebnis: „Secondhand ist inmitten der Gesellschaft angekommen“ und verweist darauf, dass „mehr als die Hälfte der Deutschen schon einmal gebrauchte Kulturgüter gekauft oder verkauft hat“. Die Schlussfolgerung: „Secondhand ist mehr als ein Trend.“ Was heißt das für unsere Konsumgesellschaft, die ihre Identität immer noch und vor allem über Dinge definiert, die man zum persönlichen Gebrauch oder Verbrauch erwirbt, ohne sie tatsächlich zu nutzen oder nutzen zu wollen oder zu können? Haben oder Nichthaben, scheint das entscheidende Motiv zu sein. Ob alt oder neu, ist dabei eher nachrangig. Secondhand ist deshalb nicht automatisch nachhaltig oder umweltschonend. Dazu gehört mehr…

Aus gegebenem Anlass: in der mehr als 40-jährigen Geschichte der Sozialistische Selbsthilfe (SSM) war Secondhand schon immer ein Thema. Inzwischen sortieren wir unsere Aktivitäten in die Bereiche Wohnungsauflösungen, Secondhand-Laden, Kleiderladen, Möbellager und eBay-Shop. Das alles ist quasi naturwüchsig gewachsen – es ging in den Anfängen vor allem um eigenverantwortliche Arbeit ohne Sozialhilfe und die eigenständige finanzielle Sicherung unseres Projekts. Natürlich war es schon damals sinnvoll, gut erhaltene Dinge weiter zu nutzen und nicht gleich als Müll auszusortieren. Aber damit zugleich dazu beitragen, die ganze Welt zu retten?

Unsere Einstellung dazu hat sich im Laufe der Zeit erweitert. Wir wissen inzwischen: Gebrauchtes länger und/oder anders zu nutzen, spart viele Wege, viel Energie, viele Ressourcen und natürlich Klimagase ein. Viel hängt allerdings von der Qualität der Produkte ab. Die lässt mittlerweile oft zu wünschen übrig, ihre Langlebigkeit wirkt sich eher negativ aus, wenn es darum geht, immer mehr und immer schneller neue Waren anzubieten und zu verkaufen. Dagegen hilft der Einbau von »Verschleißteilen«. Er verkürzt die Lebensdauer der Dinge und sorgt so für die Nachfrage nach Neuem. Besonders extrem ist hier das Phänomen »Fast Fashion«. Die T-Shirts vom Textildiscounter können inzwischen wegen ihrer mangelhaften Verarbeitung häufig noch nicht einmal mehr zu Putzlappen oder Dämmstoffen recycelt werden, sondern wandern sofort in die Müllverbrennung. Kleidung wird hier von vornherein als Wegwerfprodukt gehandelt. Die Schäden für unsere Umwelt sind absehbar.

Sich beim eigenen Konsum auf Secondhand-Produkte zu orientieren, ist aus unserer Sicht nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ohne politisches und soziales Engagement bleibt es eben nur ein Schritt. Es geht um mehr: wir müssen unseren Blick auf die Zusammenhänge schärfen. Und uns bewusst machen, dass mit „Secondhand“ mehr verbunden ist als nur auf die weitere Nutzung qualitativ guter, langlebiger und bestens erhaltener Güter zu setzen. Es geht darum, die heutige Konsumgesellschaft zu verändern – weg von kurzlebigen Produkten wie Fast Fashion hin zu einem bewussteren Umgang mit unserer Umwelt. Kurz um Nachhaltigkeit in jeder Form. Ein unbestimmter Begriff, der genauer zu untersuchen ist. In den gesellschaftlichen Debatten wird vieles und – je nach Interessenlage – oft ganz Unterschiedliches damit verbunden. Dem gilt es nachzugehen. Nur einige Stichworte dazu: wie und wann hat sich der Gebrauchswert von Konsumgütern verändert? Wie steht es mit dem Umgang mit den natürlichen Ressourcen im Alltag. Wovon ist eigentlich die Rede, wenn von „Umweltschutz“ die Rede ist?

Kurz: darüber gilt es zu reden. Unsere Website bietet hierfür eine Plattform.


Petition

0% Mehrwertsteuer für Secondhand-Betriebe

 

Second-Hand Läden leisten Gewaltiges: Sie schaffen Arbeitsplätze, bringen Waren wieder in den Nutzungs-Kreislauf, übernehmen Entsorgung und sind oftmals Nachbarschaftstreffpunkte.

Aber nicht nur das: Sie tragen mit ihrem nachhaltigen Konzept zudem positiv zur Müllvermeidung und zum Klimaschutz bei.

Doch viele Secondhand-Geschäfte schließen, da sie zwischen Online-Angeboten und steuerlichen, gesetzlichen und sonstigen Auflagen keinen Platz mehr finden. Die Gewinnspanne ist viel zu niedrig, während der Arbeitsaufwand immens hoch ist. Das schreckt junge Gründer*innen vor einer Übernahme ab.

Darum fordern wir den Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, dazu auf, den gesellschaftlichen, ökologischen und sozialen Beitrag der Second-Hand-Geschäfte anzuerkennen.

/Link auf eigene Website/

Ich heiße Daniela Kaminski, hatte selbst einen Second-Hand Laden und bin Mitbegründerin des Bundesverbandes Second-Hand. Wir arbeiten seit Jahren am Image der Branche – mit Erfolg-, denn Second-Hand ist in. Doch leider reicht das nicht aus, um das Überleben der Läden zu sichern.

Darum fordern wir den Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, dazu auf, den gesellschaftlichen, ökologischen und sozialen Beitrag der Second-Hand-Geschäfte anzuerkennen. Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass:

a. Ein Mehrwertsteuersatz von 0% auf Secondhand Mode eingeführt wird. 

b. Sie von Entsorgungskosten freigestellt werden.

Nachhaltigkeit liegt voll „im Trend“. Das hat auch die Industrie begriffen, z.B. die Modebranche. Mit Brands wie „H&M Conscious“ werben sie für Nachhaltigkeit und steigern ihren Absatz. Doch wenn man sich die Zahlen ansieht, kann einem die Ironie dabei kaum entgehen: Jährlich werden mehr als hundert Milliarden Kleidungsstücke hergestellt – das sind mehr, als alle Menschen auf diesem Planeten jemals auftragen können. 

Sie gelten als Ressourcenfresser, benötigen unglaubliche Mengen an Wasser, verschmutzen mit Chemikalien unser Trinkwasser und lassen sich dank ihrem oft hohen Plastikanteil nicht zersetzen. Kurz gesagt: Die Modeindustrie ist einer der größten Klimakiller und Umweltverschmutzer unserer Zeit. 

Ähnliches gilt natürlich für alle Produkte, die second-hand-fähig sind wie Möbel, Hausrat, Kinderausstattung und Spielzeug und viele andere Dinge, die man besser gebraucht kauft als neu. Dazu kommt: wer Second-Hand kauft wird auch im First-Hand Bereich schnell auf Qualität, Langlebig- und Reparaturfreundlichkeit achten und diese als Konsument*in einfordern. 

Anders als die Fast-Fashion Industrie, die es mit gutem Marketing immer wieder schafft uns einzureden, dass wir mit dem Kauf ihrer Produkte den „nachhaltigen Konsum“ fördern, gehen Second-Hand Läden wirklich gegen diesen ökologischen Irrsinn vor. Das muss endlich belohnt und nicht besteuert werden! 

Bitte unterschreibt und teilt diese Petition und unterstützt damit den Klimaschutz und dieses wirklich nachhaltige Konsumangebot!

Daniela und Second-Hand vernetzt e.V. hat diese Petition an das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Peter Altmeier) gestartet. Bisher haben rund 52.000 Personen unterschrieben. Jetzt werden noch rund 23.160 weitere Unterschriften benötigt, um gemeinsam das nächste Ziel zu erreichen. Helfen Sie mit!

Mehr: https://www.change.org/p/bundesministerium-f%C3%BCr-wirtschaft-und-energie-0-mehrwertsteuer-f%C3%BCr-second-hand-betriebe-2

Sofa, 60er-Jahre